Karate Dojo Jochen Geringswald e.V.

In unserem Verein praktizieren wir traditionelles Okinawa-Karate und eine Waffenform im Sinne unseres Lehrers Toshihiro Oshiro.

Technisch unterstützt werden wir dabei von Sensei Roberto Romero vom Oshiro Dojo Dresden (www.karateschule-dresden.de).

  

 

                                                                      Shihan Oshiro mit Bo                                            

  

 

 

 

 

 

 

Okinawanischer Tanz - aufgenommen im Juli 2014 auf der Kokusai Dori / Naha

 

 

Karate:   Shima Ha Shorin Ryu 

Kobudo:  Yamanni Chinen Ryu Kobujutsu  (BO und Sai, Tunfa)

 

                                                   

Geschichtlicher Abriß zur Entwicklung des Karate

 

Karate entstand vor mehreren Jahrhunderten auf einer Inselgruppe des Ryukyu-Archipels, die heute als Okinawa bekannt ist. Eine genaue Datierung ist leider so gut wie unmöglich, da es fast keine schriftlichen Dokumente aus der damaligen Zeit zu jenem Thema gibt.

Was heutzutage viele nicht wissen oder ignorieren, ist die Tatsache, daß ein Gutteil der Wurzeln des Karate in China liegt. Im 13./14. Jahrhundert unterhielt Okinawa rege Handelskontakte zu China, was einen regen Austausch zur Folge hatte, nicht nur bzgl. der Handelsgüter, sondern auch in kulturellen Belangen. So reisten auch etliche chinesische Gelehrte nach Okinawa. Jene chinesische Gelehrte waren fast immer auch Meister der Kampfkunst.

Zu jenem Zeitpunkt gab es auf Okinawa bereits ein einheimisches Kampfsystem namens Okinawa-Te. In den Meistern des Okinawa-Te fanden die chinesischen Meister interessierte Schüler. Die okinawanischen Meister vermischten das Okinawa-Te mit dem ihnen vermittelten Wissen der chinesischen Meister und paßten die Formen nach und nach ihren persönlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen an.

Die Geburtsstunde des Karate, auch wenn es damals noch nicht Karate hieß. Ein für die Entwicklung des Karate einschneidendes Ereignis war die Besetzung des Ryukyu-Archipels durch den Klan der Shimazu aus Satsuma, einer Provinz in Kyushu, im  Jahr 1609. Es folgten rigorose Verbote jeglicher Waffen. Alles, was aus Metall gefertigt war, wurde konfisziert. Auf diese Weise sollten gewalttätige Aufstände gegen die verhaßten Besatzer unterbunden werden. Doch die mitunter recht brutale Gewaltherrschaft der Shimazu auf Okinawa machte ein gut funktionierendes Kampfsystem immer notwendiger. Karate wurde im Geheimen vom Meister an den Schüler weitergegeben.

Schriftliche Überlieferung war zu gefährlich, da auch waffenlose Kampfformen verboten und mit drakonischen Strafen belegt waren. Daher nur die mündliche Weitergabe an den Schüler und die Verschlüsselung der Kampfstile in Kata, da man diese als Tanz tarnen konnte. Und so war die Gewaltherrschaft der Shimazu für die Entwicklung des Karate ein unbeabsichtigter Katalysator, ohne den Karate nicht zu dem geworden wäre, was es letzten Endes wurde. Näheres hierzu siehe Habersetzer, Roland: Koshiki Kata.

Hauptbrutstätten der Entwicklung des Karate waren die Städte Shuri, Tomari und Naha, chronologisch in genau dieser Reihenfolge. Shuri war damals die Hauptstadt Okinawas, Tomari war ein Fischerdorf und wichtiger Handelshafen, Naha wurde später die Hauptstadt. Shuri und Tomari wurden zu Stadtteilen Nahas als dieses stetig wuchs. Shuri-Te und Tomari-Te waren technisch sehr eng verwandt und verschmolzen später zum Shorin-Ryu, sodaß Tomari-Te heutzutage als verlorene Kunst gilt.

Naha-Te entwickelte sich zum Shorei-Ryu. Shorei-Ryu umfaßt heutzutage die zahlreichen Stile des Goju-Ryu und das nicht sehr verbreitete Ryuei-Ryu. Shorin-Ryu umfaßt nebst vielen anderen zahllosen Stilen beispielsweise Shobayashi-Ryu (begründet von Chotoku Kyan), Kobayashi-Ryu (begründet von Choshin Chibana), Matsubayashi-Ryu (begründet von Shoshin Nagamine), aber eben auch Shotokan (durch Gichin Funakoshi unterrichtet, aber erst von dessen Schülern als eigener Stil begründet) und die in unserem Dojo unterrichtete Stilrichtung des Shima-Ha Shorin-Ryu.

Die Stile Aragaki-Te, Uechi-Te und Shito-Ryu nehmen hier Sonderstellungen ein. Aragaki-Te weist Mermale sowohl des Naha-Te als auch des Shuri-Te auf. Entsprechend findet man die Kata des Aragaki-Te sowohl in Stilen des Shorin-Ryu als auch des Shorei-Ryu wieder. Seine Selbständigkeit konnte das Aragaki-Te indes nicht beibehalten. Es ging im Shorin-Ryu und im Shorei-Ryu auf. Shito-Ryu ist ein Konglomerat aus Shorin-Ryu und Shorei-Ryu, da es schlichtweg alle Kata jener Schulen beinhaltet und die technischen Unterschiede beider Schulen zu vereinen versucht. Uechi-Te hingegen ist ein völlig anderer Stil. Während die oben genannten Stile hauptsächlich auf dem Kranichstil, dem Tigerstil und dem Leopardenstil basieren, basiert Uechi-Te auf dem Stil der Gottesanbeterin.

 

Ryukyu Bujutsu Kenkyu Doyukai (R.B.K.D.)

 

Der R.B.K.D wurde 1985 von Sensei Chogi Kishaba in Okinawa und Sensei Toshihiro Oshiro in den USA gegründet. Das Ziel dieser Organisation ist die Erforschung und Entwicklung des Okinawa-Karate und der Kobujutsu-Techniken, sowie die Propagierung der authentischen Tradition der Kampfkünste Okinawas, speziell des Yamanni-Ryu.
Sensei Chogi Kishaba ist ein direkter Schüler von Masami Chinen (Begründer des Yamanni-Ryu). Masami Chinen lebte in Shuri und praktizierte Shorin-Ryu Karate und Yamanni-Ryu Bojutsu.

Das R.B.K.D.-Lehrprogramm konzentriert sich auf die Waffen Okinawas mit dem Schwerpunkt Bo. Es umfaßt auch das Üben und Erforschen der anderen "traditionellen" Waffen Okinawas, wie Sai, Tonfa, Kama und Nunchaku. Der grundlegende Stil des R.B.K.D. ist das Yamanni-Chinen Ryu Bojutsu. Die Hoffnung und Absicht des R.B.K.D. ist, daß durch Übung und die Konzentration auf die einzigartige Beinarbeit und Körperdynamik des Yamanni-Ryu jedem Schüler das Verständnis für die okinawanischen Kampfkünste erleichtert wird und dieses Verständnis in stärkere Bewegungen und Techniken umgesetzt werden kann. Der R.B.K.D. ist offen für Karateka  aller Stile, die ein echtes Interesse an den traditionellen Kampfkünsten Okinawas haben.

 Quelle: www.rbkd-germany.de

 

Shima-Ha Shorin-Ryu

 

Benannt wurde der Stil nach Shihan Masao Shima (1933 – 2003). Meister Masao war einer der herausragendsten Schüler von Shihan Nagamine und bedeutender Lehrer von Shihan Oshiro. Shima-Ha Shorin-Ryu ist eng verwandt mit dem Matsubayashi-Ryu, unterscheidet sich jedoch in einigen Details von diesem, so z.B. im Curriculum der geübten Kata.

Typisches Charakteristikum des Shorin-Ryu allgemein ist, die Art des Ausweichens von Angriffen. Im Shorin-Ryu weicht man seitwärts oder nach schräg vorn aus, um den gegnerischen Angriff direkt zu kontern, da Ausweichen meist effektiver ist als Blocken.

Ein Unterschied zwischen Tomari-Te und Shuri-Te ist die technische Herangehensweise. Im Shuri-Te ist man bestrebt, den Kampf mit nur einem Schlag zu beenden, ähnlich wie im Jigen-Ryu Kenjutsu, während im Tomari-Te eher schnell aufeinander folgende Kombinationen geübt werden. Es ist jedoch sehr sinnvoll, sowohl das Eine, als auch das Andere zu beherrschen.

Deshalb kann man auch mit einem geübten Auge und dem nötigen Hintergrundwissen zumindest andeutungsweise erkennen, ob eine Kata aus dem Tomari-Te oder dem Shuri-Te stammt. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß die entsprechende Kata alt genug ist. Kata, die nach der Verschmelzung von Tomari-Te und Shuri-Te entstanden sind, entziehen sich daher einer eindeutigen Zuordnung.

 

Die im Shima-Ha Shorin-Ryu unterrichteten Kata sind:

 

Einführende Kata

- Kihonkata Ichi

- Kihonkata Ni (im Matsubayashi-Ryu bekannt als Fukyukata Ichi)

- Kihonkata San ( im Matsubayashi-Ryu bekannt als Fukyukata Ni)

 

Grundlagenkata

- Pinan Shodan   (wurde später im Shotokan zur Heian Nidan)                                                  

- Pinan Nidan       (wurde später im Shotokan zur Heian Shodan)                                                              

- Pinan Sandan    (wurde später im Shotokan zur Heian Sandan)

- Pinan Yondan   (wurde später im Shotokan zur Heian Yondan)

- Pinan Godan     (wurde später im Shotokan zur Heian Godan)

 

Fortgeschrittenenkata

- Wankan                              (im Shito-Ryu bekannt als Matsukaze; hat keinerlei Ähnlichkeit mit der Wankan                                                 des Shotokan)

- Wanshu                              (wurde im Shotokan zur Enpi verändert)

- Naihanchi Shodan               (wurde im Shotokan zur Tekki Shodan verändert)

- Rohai                                   (wurde im Shotokan sehr stark verändert und in Meikyo umbenannt)

- Aragaki-Sochin                    (hat keinerlei Ähnlichkeit mit der Sochin des Shotokan)

- Tomari-Passai                     (aus ihr wurde über einige Umwege die Bassai Dai entwickelt)

- Jitte                                     (hat keinerlei Ähnlichkeit mit der Jitte des Shotokan)

- Chinto                                 (die im Shima-Ha Shorin-Ryu geübte Version ist auch bekannt als Tomari-                                                         Chinto)

- Gojushiho                            (stammt aus dem Aragaki-Te, dort bekannt als Useishi; aus ihr wurden die im                                                    Shotokan geübten Kata Gojushiho Sho und Gojushiho Dai entwickelt)

- Kushanku                            (jene Chatanyara-Kushanku, die teils auch als Kuniyoshi-Kushanku bekannt ist)

 

Yamanni-Chinen-Ryu Kobujutsu

 

Yamanni-Ryu oder Yamane-Ryu?

In einschlägigen Internetforen liest man immer wieder auch die Bezeichnung „Yamane-Ryu“. In eben jenen Foren gibt es einige sehr intelligent erscheinende (die Betonung liegt auf „Schein“) Leute, die behaupten, „Yamanni-Ryu“ sei eine falsche Bezeichnung und“ Yamane-Ryu“ die korrekte Bezeichnung. Begründung für diese These soll sein, daß „Yamanni“ nur die englische Aussprache von „Yamane“ sei. Diese Aussage fällt jedoch in die Kategorie „schlecht recherchiertes Halbwissen“. Laut Auskunft von Shihan Oshiro ist „Yamane-Ryu“ die japanische Aussprache und Yamanni-Ryu ist die okinawanische Aussprache, bedingt durch den okinawanischen Dialekt, der sich doch in einigen Aspekten vom Japanischen unterscheidet. Shihan Oshiro benutzt selbst immer nur die okinawanische Form „Yamanni-Ryu“.

 

Allgemeines

Yamanni-Ryu ist einer der ältesten Waffenkampfstile Okinawas und wird sehr oft auch als der Verheerendste beschrieben. Die Vererbungslinie des Stils geht bis auf Kanga Sakugawa zurück und führt über Kana Chinen, Sanda Chinen, Masami Chinen und Chogi Kishaba bis hin zu Shihan Toshihiro Oshiro. Wie im Name ersichtlich, wurde der Stil auf Okinawa durch die Chinen-Familie überliefert und Yamanni war der Spitzname von Sanda Chinen. Die Chinenfamilie war adliger Abstammung und war auf Okinawa für den Schutz des Adels zuständig. Eben diese Familie übernahm von Kanga Sakugawa jenen Stil, den er aus China mitgebracht haben soll und entwickelte diesen Stil über die Jahrhunderte weiter. Es handelt sich also keinesfalls um ein Produkt der Bauernklasse, wie bei anderen Stilen oft gern behauptet wird.

 

Die Bewegungsabläufe heben sich durch ihre fast tänzerische Anmut stark von denen anderer Stile ab. Die Bewegungen sind weich und fließend, dennoch von zerstörerischer Wirkung, sollte eine Technik im Ziel einschlagen. Die Technik wird auch nicht mit den Armen ausgeführt. Die Arme und Hände bringen den Stock nur in die jeweilige Position, die Technik selbst wird mit dem Körper ausgeführt. Shihan Oshiro sagt immer „Use your Back“, also „Nutzt euren Rücken“.

 

Es wird hauptsächlich der Langstock (japanisch: Bo, okinwanisch: Kun) verwendet. Doch anders als in anderen modern geprägten Bo-Stilen werden im Yamanni-Ryu keine konisch zulaufenden Stöcke verwendet, da diese eine ungünstige Gewichtsverteilung aufweisen. Des Weiteren sind die Stöcke bei uns nicht lackiert, da man sich mit einem lackierten Stock nur Blasen reibt und der Stock aber gut in den Händen gleiten können muß. Das ist ein weiteres Merkmal des Yamanni-Ryu, der  Stock wird nicht fest gehalten, sondern die Hände verändern immer wieder ihre Position am Stock in Abhängigkeit von der auszuführenden Technik. Weitere Charakteristika sind der tiefe Stand in Shiko-Dachi, kein Verweilen am Ende der Technik, sondern sofort wieder zurückgleiten in die Ausgangsposition und es gibt keinen Kiai.

 

Weiterhin wird im Yamanni-Ryu mit Sai geübt, so auch bei uns im Dojo. Andere „Waffen“, die ins Yamanni-Ryu integriert wurden, sind Kama und Tonfa, welche bei uns im Dojo allerdings nicht geübt werden. Wie auch beim Stock gelten bei den oben genannten „Waffen“ die zuvor erwähnten Prinzipien: weiche, fließende Techniken ohne Einrasten/Anhalten der Technik.

 

An dieser Stelle muß noch erwähnt werden, daß viele Meister anderer Stile bei den Meistern des Yamanni-Ryu in die Schule gingen, so z. B. Shinken Taira, Schüler von Yabuki Moden. Aus diesem Grund haben viele Bewegungsabläufe und Kata anderer Stile die gleichen Namen wie jene im Yamanni-Ryu, sind jedoch rein technisch und von der Körperdynamik  stark verschieden und wohl weniger ausgefeilt.

 

Während andere Stile die Öffentlichkeit suchten und sich rasch verbreiteten, blieb Yamanni-Ryu lange ein gut gehütetes Geheimnis. Erst als Chogi Kishaba und Toshihiro Oshiro den R.B.K.D. gründeten, wurde Yamanni-Ryu einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.

 

Die Kata des Yamanni-Ryu sind:

 

Stockkata                                                                                                  Saikata                             Einführende Kata

                                                                                                                                                                           

Donyukon ichi                                                                                                         Saijutsu Kihokata Ichi   


Donyukon ni                                                                                                           Saijutsu Kihokata Ni

 

Grundlagenkata

Choun no kun sho                                                                                                  Kyan no Sai


Choun no kun dai

 

Mittelstufenkata

Ryubi no kun                                                                                                          Nakan Dakari no Sai

Shuji no kun

Sakugawa no kun

Fortgeschrittene Kata

Shirataru no kun                                                                                                    Kishaba no Sai Sho


Tomari Shirataru no kun                                                                                        Kishaba no Sai Dai


Yunigawa / Yonegawa no kun / Hidari bo


Shinakachi / Sunakake


Chikin bo / Tsuken bo

 


 

zusammengefasst von Ralf H. 

 

 

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